Insuffizienzfrakturen durch Osteoporose

Insuffizienzfrakturen durch Osteoporose: Eine stille Bedrohung für die Knochengesundheit


Osteoporose ist eine weit verbreitete Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Sie ist durch einen Verlust an Knochenmasse und eine Verschlechterung der Knochenqualität gekennzeichnet. Eine der gravierendsten Folgen von Osteoporose sind Insuffizienzfrakturen (Fragilitätsfrakturen), auch als Fragilitätsfrakturen bekannt. Diese Frakturen treten aufgrund von minimaler oder sogar keiner äußeren Belastung auf und können erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen haben. In diesem Blogbeitrag werden wir genauer auf Insuffizienzfrakturen durch Osteoporose eingehen und die Bedeutung der Prävention und Behandlung betonen.


Grafik von junger und alter Frau mit Knochen

Was sind Insuffizienzfrakturen?

Insuffizienzfrakturen sind Knochenbrüche, die aufgrund einer verminderten Knochenfestigkeit auftreten. Im Gegensatz zu traumatischen Frakturen, bei denen eine erhebliche Kraft auf den Knochen einwirkt, treten Insuffizienzfrakturen bereits bei geringfügiger Belastung oder sogar ohne erkennbaren Grund auf. Typische Orte für Insuffizienzfrakturen sind die Wirbelkörper der Wirbelsäule, das Handgelenk, der Oberschenkelhals und der Oberarm.

LWK Frakturen und Vertebroplastie

Ursachen und Risikofaktoren:

Die Hauptursache für Insuffizienzfrakturen ist die Osteoporose. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einem Ungleichgewicht im Knochenstoffwechsel, bei dem der Knochenabbau überwiegt. Dadurch wird die Knochenmasse reduziert und die Knochenstruktur geschwächt. Das Risiko für Fragilitätsfrakturen steigt mit dem Alter deutlich an. Frauen sind aufgrund des hormonellen Wandels in den Wechseljahren besonders gefährdet, da der Östrogenspiegel abnimmt. Weitere Risikofaktoren für Insuffizienzfrakturen sind ein höheres Alter, ein niedriges Körpergewicht, ein Mangel an körperlicher Aktivität, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und bestimmte Medikamente wie Glukokortikoide.


Angesichts der demografischen Veränderungen mit einer älter werdenden Bevölkerung wird erwartet, dass die Häufigkeit von Fragilitätsfrakturen in Zukunft weiter zunehmen wird. Dies unterstreicht die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen, Früherkennung und angemessener Behandlung, um das Risiko von Insuffizienzfrakturen zu reduzieren und die Knochengesundheit im Alter zu fördern.


Auswirkungen:

Fragilitätsfrakturen können schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen haben. Sie können zu chronischen Schmerzen, eingeschränkter Mobilität, Behinderungen und einer verminderten Lebenserwartung führen. Insbesondere Frakturen der Wirbelkörper können zu einer abnormen Krümmung der Wirbelsäule führen, was zu einer Verringerung der Körpergröße und chronischen Schmerzen führen kann. Zudem besteht bei Osteoporosepatienten ein erhöhtes Risiko für weitere Frakturen, was den Teufelskreis der Knochengesundheit weiter verschärft.

Röntgenbild von Handgelenkfraktur mit Plattenosteosynthese
 

Insuffizienzfrakturen stellen eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem dar. Sie führen zu einer erhöhten Krankenhausbehandlung, längeren Krankenhausaufenthalten und rehabilitativen Maßnahmen. Die Kosten für die Behandlung und Pflege von Fragilitätsfrakturen sind erheblich und belasten sowohl die Betroffenen als auch die Gesellschaft als Ganzes.


Diagnostik von Insuffizienzfrakturen:

Die Diagnose von Insuffizienzfrakturen erfolgt in der Regel zunächst durch Röntgenaufnahmen. Röntgenbilder können dabei helfen, Frakturen z.B. im Bereich der Wirbelsäule, des Handgelenks, des Oberschenkelhalses und des Oberarms zu identifizieren. 

Vektorgrafik mit Röntgen und MRT

Bei Verdacht auf Insuffizienzfrakturen z.B. der Wirbelsäule kann zusätzlich eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden. Das MRT bietet detailliertere Informationen über den Zustand der Knochen und Weichteile. Insbesondere ermöglicht das MRT die Unterscheidung zwischen alten und frischen Frakturen.

Alte Wirbelfrakturen, die bereits verheilt sind, zeigen Sinterungen der Wirbelkörper und Anzeichen von Knochenumbau und Reparaturprozessen.  Bei frischen Frakturen erkennt man im MRT hingegen ein Knochenmarködem und Zeichen einer erhöhten Durchblutung und Entzündungsreaktionen im umliegenden Gewebe.

MRT mit einer frischen und mehreren alten Wirbelfrakturen

Die Kombination aus Röntgenaufnahmen und MRT ermöglicht also eine genauere Diagnose von Insuffizienzfrakturen, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule  oder Becken. Sie hilft dabei, festzustellen, ob es sich um frische oder alte Frakturen handelt und ermöglicht eine angemessene Behandlungsplanung.


Prävention:

Die Prävention von Insuffizienzfrakturen durch Osteoporose ist von entscheidender Bedeutung. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Kalzium und Vitamin D, ist wichtig für die Knochengesundheit. Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere gewichtstragendes Training, hilft dabei, die Knochenmasse zu erhalten und zu stärken. Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sollten vermieden werden, da sie das Risiko für Osteoporose und Frakturen erhöhen.

 

Grafik zur Prävention der Osteoporose


Darüber hinaus können Medikamente zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt werden. Dazu gehören Bisphosphonate, die den Knochenabbau hemmen, und selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERMs), die die Knochenmasse erhöhen. In einigen Fällen kann eine Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen empfohlen werden, um den Östrogenspiegel zu erhöhen.


Früherkennung der Osteoporose durch Knochendichtemessung mit DXA:

Eine effektive Methode zur Früherkennung von Osteoporose und zur Bewertung des Frakturrisikos ist die Knochendichtemessung mit DXA (Dual-Energy-X-Ray-Absorptiometrie). Diese nicht-invasive Untersuchung misst die Knochendichte an bestimmten Regionen des Körpers, wie der Wirbelsäule und der Hüfte.


DXA basiert auf der Absorption von zwei unterschiedlichen Röntgenenergien durch den Knochen und das umgebende Gewebe. Anhand der Absorptionswerte kann die Knochendichte berechnet und mit einer Referenzpopulation verglichen werden. Das Ergebnis wird in Form von T-Werten ausgedrückt, die das individuelle Frakturrisiko einschätzen können.

 

Knochendichtemessung mittels DXA bei Osteoporose

Die Knochendichtemessung mit DXA ist besonders hilfreich bei Personen mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko, wie postmenopausalen Frauen, älteren Menschen oder solchen mit bekannten Risikofaktoren. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht eine gezielte Prävention und Behandlung, um das Fortschreiten der Knochenerkrankung zu verlangsamen und das Risiko von Insuffizienzfrakturen zu reduzieren.


Behandlung von Insuffizienzfrakturen:

Die Behandlung von Insuffizienzfrakturen zielt darauf ab, die Heilung des Knochens zu fördern, Schmerzen zu lindern, die Mobilität wiederherzustellen und das Risiko weiterer Frakturen zu reduzieren. Die genaue Behandlungsstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Lokalisation und Schwere der Fraktur, dem Gesundheitszustand des Patienten und dem Vorhandensein von Begleiterkrankungen. Hier sind einige gängige Behandlungsansätze:

  • Konservative Behandlung: Bei stabilen Insuffizienzfrakturen kann eine konservative Behandlung in Erwägung gezogen werden. Diese umfasst z.B. Schmerztherapie, Ruhe, Einsatz von Gehhilfen (wie Gehstöcken oder Gehwagen) und ggf. eine Physiotherapie zur Verbesserung der Muskelfunktion und der Beweglichkeit. Auch eine orthopädische Unterstützung wie ein Rückenkorsett kann bei Wirbelfrakturen erforderlich sein.
  • Medikamentöse Therapie: Zur Behandlung von Osteoporose und zur Verbesserung der Knochengesundheit können bestimmte Medikamente eingesetzt werden. Dazu gehören Bisphosphonate, die den Knochenabbau hemmen, und selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERMs), die die Knochenmasse erhöhen. Zusätzlich kann die Supplementierung von Kalzium und Vitamin D empfohlen werden, um eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherzustellen.
  • Interventionelle Verfahren: Bei instabilen oder schweren Insuffizienzfrakturen kann eine interventionelle Behandlung erforderlich sein. Dies kann eine perkutane Vertebroplastie oder Kyphoplastie bei Wirbelfrakturen beinhalten. Bei diesen Verfahren werden spezielle Zemente in den betroffenen Wirbel eingespritzt, um Stabilität und Schmerzlinderung zu erreichen.
  • Chirurgische Intervention: In einigen Fällen kann eine chirurgische Behandlung notwendig sein, insbesondere bei komplexen oder nicht heilenden Frakturen. Dies kann die Verwendung von Schrauben, Platten oder Implantaten zur Stabilisierung des Knochens umfassen.
Röntgenbild mit zahlreichen LWK-Frakturen mit Vertebroplastie und Fixateur interne

Fazit:

Insuffizienzfrakturen durch Osteoporose sind eine ernstzunehmende Komplikation dieser häufigen Knochenerkrankung. Sie können zu erheblichen Schmerzen, Einschränkungen der Lebensqualität und einem erhöhten Risiko für weitere Frakturen führen. Die Prävention und Behandlung von Osteoporose sind daher von großer Bedeutung, um das Risiko von Insuffizienzfrakturen zu reduzieren und die Knochengesundheit zu erhalten. Die Knochendichtemessung mit DXA ist eine wichtige Methode zur Früherkennung von Osteoporose und zur Bewertung des Frakturrisikos. Durch die frühzeitige Erkennung von Osteoporose können präventive Maßnahmen ergriffen und geeignete Behandlungen eingeleitet werden, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und Frakturen zu verhindern. Eine regelmäßige Überwachung der Knochendichte, insbesondere bei Risikogruppen, ist daher entscheidend, um die Auswirkungen von Osteoporose zu minimieren und die Lebensqualität zu erhalten. 


Autor: PD Dr. med. Marc C. Heinrich

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